دروب الناس.... وجوه من الدانوب

Quote: Die Schaukel Amal Alzain Das zwand#246;lfjand#228;hrige Mand#228;dchen tat als würde sie schlafen, als die Zimmertür leise geand#246;ffnet und dann wieder geschlossen wurde. Sie hatte den Atem angehalten und atmete jetzt die heiand#223;e, angestaute Luft aus. Ihre Finger fingen an, etwas auf das Kissen zu malen. Zuerst die Augen, die Nase, die Augenbrauen, dann den kleinen Mund. Als sie das Gesicht vollstand#228;ndig fertig gemalt hatte, holte sie die Erinnerung ein, die sie jede Nacht wie ein Alptraum verfolgte, sobald sie schlafen ging. Sie spielte mit ihrer Freundin, sie liefen zum Niem-Baum an dem die Schaukel befestigt war und auf der ihre Freundin sie hoch anhob, hoch bis das weiand#223;e Wesen ihrer Oscher auf Hand#246;he der Sonne kam. Sie wollte immer und immer wieder fliegen, so hoch wie mand#246;glich, bis ihre Freundin Sulafa aufhand#246;rte die Schaukel zu heben und selbst spielen wollte. Mit ihren kleinen Hand#228;nden schützte sie ihre geschlachtete Kindheit, die sie auf der Schaukel aufbewahrte. Weiter in Gedanken, malte sie das Kinderspiel, die blinde „Erika“ an die Wand. Wie Erika war sie blind, ihre Augen voll der überlaufenden Trand#228;nen, welche ihre Bitterkeit fortzuspülen bemüht waren. Die Erinnerung an den Tag, als man sie von der Schaukel wegholte, raubte ihr auf´s neue ihre Kraft und vor Schmerz musste sie sich jedes Mal übergeben. Sie hand#246;rte ihre eigene Stimme sagen: „Sulafa ist and#228;lter als ich, ihr kand#246;nnt sie vorbereiten!“ „Gott will das! Der Brand#228;utigam hat Dich ausgewand#228;hlt!“ flüsterte ihre Mutter. Ihre Seele krampfte sich zusammen und lies die Wohnung in ihrem Herzen leer zurück. Sie sah wie die Wand zu einer breiten Strasse wurde, überfüllt mit Autos. Ein Land#228;cheln huschte über ihr Gesicht als sie sich vorstellte, wie ihr Brand#228;utigam auf dem Asphalt lag, mit blutüberstrand#246;mtem Gesicht. Kann man Blut hassen? Wie eine verglühte Lampe erlosch das Land#228;cheln ihrer Seele, als sie den Tritt seiner Schritte hand#246;rte. Das Gerand#228;usch des Türschlüssels traf sie wie ein Pfeil im Innersten. Sie versuchte noch zurück zur Schaukel zu fliehen, wurde aber von den wütenden Frauen daran gehindert, welche sie für die Hochzeit vorbereiten sollten. Sie schrie, zitterte und ertrank in einem See aus Schweiand#223;. Er setzte sich an den Rand des Bettes und sagte mitleidig zu ihr: „ Ich bringe dich morgen zu deiner Mutter zurück, damit dich ein Fakir behandeln kann. Schwach und kraftlos setzte sie sich unter den Niem-Baum und schaute mit gebrochenem Blick, wie durch einen Schleier, sehnsüchtig zu ihrer Schaukel. Sie blieb bis die Finsterniss die Dand#228;mmerung in sich aufgenommen hatte. Sie sehnte sich nach ihrer Kindheitsfreundin, welche bald ihre Abschlussprüfung in der Schule machen konnte. Sie überlegte wie es wand#228;re, wenn sie jetzt neben dem Fenster in ihrer Schule sitzen kand#246;nnte. Die Schule, welche sie fast hand#228;tte beenden kand#246;nnen! Was wand#228;re, wenn sie jetzt „Higla“ im Schulhof spielen, sie springen und mit ihren Schulfreundinnen ihre Lieder singen kand#246;nnte. Aber sie war allein. Und einsam. Sie suchte Geborgenheit indem sie ihren Kopf zwischen ihre gebeugten Knie legte, und mit ihren Armen die Beine umschlang. Ihre Trand#228;nen flossen über ihre Wangen. Von fern starrten sie mitleidvolle Blicke an, aber ihre Trand#228;nen verrannen ohne Trost. Ihre Mutter war von Scheich zu Scheich gelaufen um die verlorene Seele ihrer Tochter zu finden. Vergebens. Die Trand#228;nen flossen weiter, benetzten ihre Füand#223;e, versickerten in der Erde. Sie erinnerte sich daran, wie sechs Monate nach ihrer Hochzeit, ihr Blut bis zu den Füand#223;en floand#223; und sie erschreckte! Sie war vand#246;llig hilflos! „Gott bewahre, gehe ins Bad und lege dich hin! Du hast also keine Ahnung, daand#223; du die Periode hast!“ rief ihre Nachbarin Saada. Auf ihre Arme gestützt, half sie ihr, ins Bad zu gehen. „Wie konnten sie dir das antun?“ flüsterte die schand#246;ne Nachbarin, welche ihr schon immer geholfen hatte und die sie pflegte, wenn ihr Kinderherz in Not war. Pland#246;tzlich erhob sie sich. Das kleine Wesen in ihrem Bauch hatte stark geschlagen. Sie ballte ihre Hand#228;nde, die heiand#223; wie Feuer waren und streckte ihre Beine. Ihr Bauch war aufgebland#228;ht. Sie seufzte lang und tief. and#214;fter hatte sie vergessen zu essen und zu trinken. Ihr Kleines bemerkte sie nur, wenn es anfing in ihrem Bauch zu schlagen. Sie ignorierte das Feuergefühl in ihren Hand#228;nden. Hand#228;nde und Füand#223;e hatte ihre Mutter immer wieder mit Sesamand#246;l eingerieben. Oft dehnte sich das Feuer aus, so, als ob man Wasser über den Kopf gieand#223;t und floss dann heiand#223; über ihren geschwand#228;chten Kand#246;rper, über ihren gespannten Bauch bis zu den Füand#223;en. An diesem Abend kam das Feuer, aber es wollte sich nicht mehr aufland#246;sen und blieb. Sie hatte starke Schmerzen im Bauch, es fühlte sich an als würde er abreiand#223;en, sich auf den Rücken drehen und ihr ganzer kraftloser Kand#246;rper wurde zu einem einzigen Ball aus Schmerzen. Sie wurde fast bewusstlos und die einzige ausgebildete Hebamme drand#228;ngte darauf, das schwangere Mand#228;dchen sofort ins Spital zu bringen. Ihr Vater holte einen Lastwagen wand#228;hrend die Mutter anfing Bittgebete zu weinen. Im Spital fragte der Arzt, ob sie auf die Zuckerkrankheit untersucht worden wand#228;re, bevor er sich entschied sie zu operieren. In den frühen Morgenstunden trugen Mand#228;nner im weiand#223;en Laken des Todes, ihren, mit nicht nur ihrem Blut befleckten Kand#246;rper hinaus. Die Schaukel bewegte sich leise im Wind. In ihrem Schoand#223; die Erinnerung an eine junge Seele. Aus dem Arabischen Ishraga M. HAMID und Arthur Mueller-Lange